Bankbeschäftigte empfinden Künstliche Intelligenz überwiegend als unterstützend und bereichernd

Berlin
6.11.2025
  • Mehr als ein Drittel nutzt mindestens gelegentlich KI-Anwendungen
  • KI-Nutzende überdurchschnittlich zufrieden und motiviert

Künstliche Intelligenz durchdringt immer stärker die Arbeit in den wissensbasierten Dienstleistungen: Im privaten Bankgewerbe nutzt inzwischen mehr als ein Drittel der Beschäftigten im Arbeitsalltag mindestens gelegentlich KI, knapp ein Fünftel sogar sehr häufig oder häufig und immer öfter auch im Kundendialog. Dabei empfinden die Beschäftigten KI überwiegend als unterstützend und bereichernd, was sich positiv auf ihre Arbeitszufriedenheit, Motivation und Gesundheit auswirkt. Auffällig ist, dass sich die positiven Effekte in den vergangenen Jahren deutlich verbessert haben. Zu diesen Ergebnissen kommt der Arbeitgeberverband des privaten Bankgewerbes (AGV Banken)in einer aktuellen Studie.

„Die weitaus meisten Beschäftigten sehen die neue Technologie nicht als Schreckgespenst, sondern eher als Chance für ihre weitere berufliche Entwicklung. Damit wiederholt sich das Muster früherer Technologiesprünge: Wer am Puls der Zeit ist, erkennt und nutzt die Perspektiven, die sich durch Veränderungen ergeben“, sagt Carsten Rogge-Strang, Hauptgeschäftsführer des AGV Banken. Wie bei allen technologischen Veränderungen würden durch KI auch bestimmte Jobs wegfallen. Im Moment werde KI aber gerade in den vielen höher qualifizierten Tätigkeiten im Bankgewerbe als Entlastung und Unterstützung erlebt.

Die wichtigsten Ergebnisse der Studie im Überblick:

  • Ein Fünftel nutzt häufig KI: Der Einsatz künstlicher Intelligenz ist für immer mehr Beschäftigte im privaten Bankgewerbe schon Alltag: Knapp die Hälfte von ihnen nutzt KI, mehr als ein Drittel tut dies mindestens gelegentlich und etwa jede/r Fünfte sogar (sehr) häufig.
  • Backoffice, Bonitätsbewertung und Beratung vorn: KI kommt bei privaten Banken als Unterstützung vor allem dort zum Einsatz, wo sich Rückschlüsse aus großen Datenmengen ziehen lassen – insbesondere in Backoffice, Betrugserkennung und -prävention und der Bonitätsbewertung. Den größten Schub gab es in den vergangenen fünf Jahren bei Anwendungen zum Kundendialog. Daran zeigt sich, dass viele Kundenberaterinnen und -berater im Privatkundengeschäft (Retail Banking) mittlerweile in digitalen Beratungszentren mit vermehrter KI-Unterstützung arbeiten. Auffällig ist, dass KI auch in der hochwertigen Beratung (Investment Banking, Private Banking) weit überdurchschnittlich häufig zum Einsatz kommt, weil sie wertvolle Unterstützung etwa im Portfoliomanagement bietet.
  • Führungskräfte mit Abstand am positivsten: Beschäftigte in Führungspositionen setzen KI überdurchschnittlich oft ein, 31 Prozent nutzen sie (sehr) häufig. Das dürfte zum einen daran liegen, dass Führungskräfte den Einsatz und Umgang mit KI in ihrem Arbeitsbereich planen und steuern müssen und daher verpflichtet sind, sich frühzeitig und umfassend mit KI vertraut zu machen. Zum anderen lässt sich vermuten, dass Führungskräfte besonders offen sind für die Nutzung neuer Technologien. Darüber hinaus bewerten die Führungskräfte die Auswirkungen von KI mit Abstand am positivsten, insbesondere die Berücksichtigung von Erfahrungswissen und die Jobsicherheit.
  • Jüngere aktiver als Ältere: Die Befragung zeigt eine deutliche Lücke in der Nutzung, wenn es um das Alter geht. Während etwa jede(r) dritte Beschäftigte unter 30 Jahren KI-Anwendungen nutzt, tut das in der Gruppe der über 50-Jährigen nur jede achte Person.
  • Deutliche Verbesserung auf bereits hohem Niveau: Die Beschäftigten im privaten Bankgewerbe sehen KI überwiegend als wertvolle Unterstützung und Bereicherung ihrer Arbeit – und zwar zunehmend: Alle gemessenen Parameter haben sich in den vergangenen fünf Jahren deutlich verbessert. So finden aktuell 62 Prozent der KI-Nutzenden, dass die Technologie die Effizienz ihrer Arbeit (eher)verbessert; vor fünf Jahren waren es noch 43 Prozent. 50 Prozent geben an, dass der Anteil anspruchsvoller Inhalte in ihrer Arbeit gestiegen ist; im Jahr 2020waren es erst 34 Prozent.
  • Überwiegend höhere Jobsicherheit, Skepsis im Retailbanking: 48 Prozent der KI-Anwenderinnen und -anwender sehen für sich bessere berufliche Entwicklungsmöglichkeiten durch KI, und 39 Prozent gehen davon aus, dass KI ihren Arbeitsplatz sicherer machen wird – nur 21 Prozent glauben das nicht. Allerdings sehen das manche Beschäftigtengruppen weniger optimistisch; so ist das das Stimmungsbild im Privatkundengeschäft (Retailbanking) gespalten (je ein Drittel positiv, neutral und negativ). Daran zeigt sich, dass KI zunehmend Funktionen auch im standardisierten Kundendialog übernimmt.
  • KI-Nutzende überdurchschnittlich zufrieden und motiviert: Diejenigen, die in den privaten Banken KI nutzen, bewerten ihre Arbeitszufriedenheit und Gesundheit durchweg positiver als ihre Kolleginnen und Kollegen, die keine KI anwenden. Das gilt insbesondere für die Aspekte „ausreichend Zeit und Ressourcen“ (87 Prozent der KI-Anwenderinnen/-anwender sind damit zufrieden, aber nur 64 Prozent derjenigen, die keine KI nutzen) und „Aufstiegsmöglichkeiten“ (diese bewerten 86 Prozent der KI-Nutzenden, aber nur 55 Prozent der Nicht-KI-Nutzenden positiv).
  • Breite Anwendung im eigenen Arbeitsumfeld: Jenseits unternehmenseigener Anwendungen nutzen Bankbeschäftigte KI In ihrem persönlichen Arbeitsbereich vor allem für Textarbeit, Recherchen und die Verarbeitung von Datensätzen. Aber auch in der beruflichen Kommunikation (E-Mails, Social Media), bei der Teamorganisation und für Videos und Fotos kommt KI zum Einsatz.

Zugleich haben die Banken-Arbeitgeber auch mögliche Risiken von KI im Blick. Deshalb haben sich die europäischen Banken-Sozialpartner schon im Mai 2024 als erste Branche auf eine gemeinsame Erklärung zu den Auswirkungen künstlicher Intelligenz verständigt. Darin treten sie nicht nur für einen verantwortungsvollen, transparenten und unvoreingenommenen Einsatz von KI ein, der die Letztentscheidung des Menschen respektiert („human-in-control principle“). Sie empfehlen auch regelmäßige gemeinsame Risikobewertungen der Sozialpartner von KI mit Blick auf Sicherheit und Gesundheit und legen Wert darauf, dass bestehende individuelle und kollektive digitale Rechte auch beim Einsatz von KI weiterbestehen. Darüber hinaus umfasst der faire Einsatz von KI aus Sicht der europäischen Banken-Sozialpartner auch den Schutz von Privatsphäre und Sicherheit, wobei personenbezogene Daten, die in KI-Systemen verwendet werden, nach ethischen Gesichtspunkten und im Einklang mit den geltenden Datenschutzbestimmungen erhoben, gespeichert und verwendet werden – auch im Hinblick auf Überwachung, Tracking und Kontrolle.

 

Die vollständige Studie (deutsche und englische Fassung) und die gemeinsame Erklärung der europäischen Banken-Sozialpartner stehen auf der Website des AGV Banken zum Download zur Verfügung (www.agvbanken.de).

Download Studie November 2025 (deutsch)

Download Studie November 2025 (englisch)

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Dem AGV Banken gehören rund 100 Institute (Großbanken, Regionalbanken, Pfandbriefbanken, Spezialbanken, Privatbankiers und Bausparkassen) mit rund 135.000 Beschäftigten an. Der Arbeitgeberverband vertritt die sozialpolitischen Interessen seiner Mitglieder, schließt als Tarifträger auf Bundesebene Tarifverträge mit den Gewerkschaften ab, informiert und berät die Mitgliedsinstitute und vertritt sie vor Arbeits und Sozialgerichten in Grundsatzfragen. Darüber hinaus nimmt er die sozialpolitischen Belange des privaten Bankengewerbes gegenüber Regierungs- und Verwaltungsstellen wahr. Der AGV Banken unterstützt seine Mitglieder in der beruflichen Aus- und Weiterbildung und berät die zuständigen Ministerien bei der Entwicklung von einschlägigen Gesetzen und Ausbildungsordnungen.