Ausbildung im privaten Bankgewerbe

Der Einstieg in die neue Ausbildungsordnung für Bankkaufleute ist geglückt, die ersten Ausgebildeten haben ihre Abschlussprüfung nach dem neuen Curriculum und mit veränderter Prüfung erfolgreich absolviert. Zwar ist die Zahl der dualen Ausbildungsverhältnisse im privaten Bankgewerbe rückläufig, aber der Anteil der dual Studierenden hat einen neuen Höchststand erreicht.

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Erste Abschlussprüfungen nach der neuen Ausbildungsordnung

Im Sommer 2022 haben die ersten Auszubildenden mit zweijähriger Ausbildungsdauer ihre Abschlussprüfung nach der neuen Ausbildungsordnung für Bankkaufleute erfolgreich absolviert. Dabei wurde besonders die neu eingeführte gestreckte Abschlussprüfung positiv bewertet, weil durch dieses Instrument die Prüfung entzerrt wird. Kritik wurde jedoch dort geübt, wo beide Prüfungsteile zeitlich nahe beieinanderliegen. Weniger stark als erwartet wurde der Einsatz digitaler Medien in der mündlichen Prüfung genutzt, hier fehlt es offenbar sowohl bei Prüfer*innen als auch bei Kandidat*innen noch an Erfahrung. Die neuen Hilfsmittel im Kundenberatungsgespräch, etwa Tablets oder Laptops,  bedürfen offenbar noch einer größeren Akzeptanz. Auch die Aufgabenerstellungsausschüsse der IHK-Organisation mussten sich innerhalb kurzer Zeit auf die neue Ausbildungsordnung und ihre geänderten Schwerpunkte bei der Abschlussprüfung einstellen und neue Prüfungsaufgaben entwickeln.

Die ersten Absolvent*innen nach der neuen Ausbildungsordnung sahen sich dabei mit der Herausforderung konfrontiert, dass sie ihre gesamte Ausbildung unter Corona-Bedingungen durchlaufen mussten. Vor diesem Hintergrund ist es als besonders positiv zu bewerten, dass die Auszubildenden zur Bankkauffrau/zum Bankkaufmann die Qualität ihrer Ausbildung im Betrieb mit Bestnoten bewertet haben. Auch der schulische Teil der Ausbildung in den Berufsschulen wurde im Jahr 2021 von den Auszubildenden aller Berufsbilder positiv bewertet; so gaben fast 60 Prozent der Auszubildenden an, dass die fachliche Qualität ihres Berufsschulunterrichts gut oder sogar sehr gut war.

Dieses Ergebnis ist vor dem Hintergrund, dass der Unterricht vielfach nicht mehr in Präsenz durchgeführt werden konnte und sich Lehrkräfte und Berufsschüler*innen auch mit technischen Fragen des virtuellen Unterrichts befassen und coronabedingte Unterrichtsausfälle kompensieren mussten, außerordentlich positiv zu bewerten. Es zeigt sich, dass das duale Berufsbildungssystem auch Krisen gewachsen ist. Insgesamt lässt sich feststellen, dass sich die neue Ausbildungsordnung bewährt hat und ihre Inhalte die Tätigkeit von Bankkaufleuten im 21. Jahrhundert widerspiegeln.

Nachwuchskräfte im privaten Bankgewerbe

Im Jahr 2021 gab es einen deutlichen Rückgang bei der Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge in der dualen Berufsausbildung. Der Rückgang fiel mit rund 18 Prozent weit höher aus als im Vorjahr (minus 6,4 Prozent). Wenn man das gesamte Ausbildungsengagement im privaten Bankgewerbe (inkl. duale Studiengänge) betrachtet, lag der Rückgang jedoch nur bei 9,5 Prozent. Im Vergleich dazu ist in der Gesamtwirtschaft die Zahl der neu abgeschlossenen Berufsausbildungsverträge mit plus 0,6 Prozent im Vergleich zu 2020 stabil geblieben, liegt aber immer noch weit unter dem Vor-Corona-Niveau (minus 9 Prozent).

Eine große Rolle beim Rückgang des Ausbildungsgeschehens im Bankgewerbe spielt nach wie vor die anhaltende Transformation insbesondere im Filialgeschäft, in dem sich traditionsgemäß der Großteil der dualen Ausbildung abspielt. Zunehmend wirkt sich auch die demografische Entwicklung aus: Die Zahl der Schulabsolvent*innen mit Hochschulzugangsberechtigung, die den größten Teil der Auszubildenden stellen, nimmt seit fünf Jahren kontinuierlich ab, zuletzt innerhalb eines Jahres um etwa 10 Prozent. Dadurch steigt auch der Anteil nicht angetretener Ausbildungsverhältnisse.

Zugleich zeigt sich ein differenziertes Bild. Denn der geschilderte Rückgang betrifft aktuell nur die Ausbildung in den staatlich anerkannten Ausbildungsberufen. Dagegen ist bei den dualen Studienverhältnissen – ausbildungs- und praxisintegrierte Studiengänge – ein ganz erheblicher Anstieg der Neuverträge zu beobachten (plus 32 Prozent). Die dualen Studiengänge machen inzwischen knapp 29 Prozent des gesamten Ausbildungsengagements im privaten Bankgewerbe aus (gemessen an den Neuabschlüssen pro Jahr). Knapp ein Viertel der Studienverhältnisse entfällt hierbei auf ausbildungsintegrierte Studiengänge, in denen sowohl ein Berufsabschluss nach dem Berufsbildungsgesetz (BBiG) als auch ein akademischer Abschluss (Bachelor) erworben wird. Die studienförmigen Ausbildungen machten noch im Jahr 2000 nur einen Anteil von 5,8 Prozent des gesamten Ausbildungsengagements aus.

Auch der Bestand an Auszubildenden im Bereich Bankkauffrau/-mann ist um 13 Prozent gesunken (Vorjahr: minus 10 Prozent). Diese Phänomen lässt sich über alle drei Säulen des Kreditgewerbes beobachten. Dennoch finden sich die Bankkaufleute bei den Bestandszahlen der stärksten Ausbildungsberufe immer noch auf Platz 16 aller Ausbildungsberufe (Vorjahr: Platz 15). Daran zeigt sich, dass die Zahl der Neuverträge nicht nur im Bankgewerbe, sondern in allen großen Ausbildungsberufen abgenommen hat.

Der Anteil der klassischen Bankausbildung unter allen Ausbildungsberufen im Bankgewerbe hat zuletzt wieder etwas zugenommen: 2021 wurden knapp 82 Prozent der Auszubildenden im Branchenberuf Bankkauffrau/Bankkaufmann ausgebildet (Vorjahr: 76 Prozent). Mit einem Anteil von jeweils knapp 8 Prozent stellen vor allem die die Fachinformatiker*innen (Vorjahr: 11,5 Prozent) und die Kaufleute für Büromanagement (Vorjahr: ebenfalls 8 Prozent) die nächstgrößeren Ausbildungsgruppen im privaten Bankgewerbe.

Der Anteil nicht angetretener Ausbildungsverhältnisse ist im Jahr 2021 gegenüber dem Vorjahr annähernd stabil geblieben (plus 0,6 Prozentpunkte). Er lag bei 14 Prozent und damit über dem Durchschnitt der vergangenen Jahre. Der Anteil konnte auch durch die Nachbesetzungskampagne bis zum Jahresende 2021 kaum gesenkt werden. Der für die Branche im Vergleich zu den Vorjahren hohe Wert ist zum einen weiterhin auf Rekrutierungsprobleme durch die Pandemie und zum anderen auch auf den signifikanten Rückgang der Schulabsolventenzahlen zurückzuführen.

Die Ausbildungsquote, also die Zahl der Auszubildenden in dualen Ausbildungsberufen nach dem Berufsbildungsgesetz (BBiG) im Verhältnis zum inländischen Stammpersonal, lag 2021 bei 3,4 Prozent (Vorjahr: 4.0 Prozent). Bei Einbeziehung aller Ausbildungsformen (duale, ausbildungs- und praxisintegrierten Studiengänge) beträgt die Ausbildungsquote im privaten Bankgewerbe 4,4 Prozent und bewegt sich damit im Vergleich zu anderen Bankengruppen und zur Gesamtwirtschaft weiterhin auf einem guten Niveau.

Berufseinstieg im privaten Bankgewerbe

Nach wie vor ist im privaten Bankgewerbe die duale Berufsausbildung in einem staatlich anerkannten Ausbildungsberuf mit einem Anteil von 54,5 Prozent der häufigste Einstieg ins Erwerbsleben. Allerdings ist dieser Wert im Vergleich zum Vorjahr (59 Prozent) deutlich gesunken. Ursache ist die immer schwierigere Rekrutierung geeigneter Bewerber*innen für eine Ausbildung.

An zweiter Stelle stehen, anders als noch Vorjahr, die Absolvent*innen dualer Studiengänge. Mit einem Anteil von 20,8 Prozent hat ihre Bedeutung deutlich zugenommen (Vorjahr: 14,8 Prozent). Damit stammen fast 75 Prozent der Berufseinsteiger*innen aus der Ausbildung im weiten Sinne (duale Berufsausbildung und dual Studierende).

An dritter Position stehen die Hochschulabsolvent*innen, die ein mindestens sechsmonatiges Trainee-Programm durchlaufen, mit 19,1 Prozent (Vorjahr: 20,6 Prozent). Der Anteil der Direkteinsteiger lag 2021 bei 4,5 Prozent und ist damit im Vergleich zum Vorjahr (4,9 Prozent) weitgehend stabil geblieben

Image und Qualität der Bankausbildung

Das Image von Bankkaufleuten ist weiter ungebrochen gut. Auch im Jahr 2021 findet sich der Beruf laut DGB-Ausbildungsreport auf Platz 6 der beliebtesten Ausbildungsberufe (Vorjahr: Platz 5) und ist damit noch vor den Industriekaufleuten der beliebteste kaufmännische Ausbildungsberuf. Besonders hervorzuheben ist hierbei, dass bei den Erhebungen die fachliche Qualität der Ausbildung im Betrieb besonders gut bewertet wurde; hier stehen die Bankkaufleute auf Platz fünf des Rankings. Besonders vor dem Hintergrund der Schwierigkeiten von Ausbildung in der Corona-Pandemie zeigt dieses Ergebnis, welch hohen Stellenwert der betrieblichen Ausbildung in den Unternehmen eingeräumt wird.

Schulische Vorbildung der Auszubildenden

Der Anteil der Auszubildenden zu Bankkaufleuten, die eine Hochschulzugangsberechtigung haben, ist im Jahr 2021 wieder leicht angestiegen. Er lag bei 76,1 Prozent (Vorjahr: 73,5) und damit nicht nur deutlich über dem Niveau anderer Ausbildungsberufe. Auch im Vergleich zu den anderen Säulen des Bankgewerbes liegt der Anteil im privaten Bankgewerbe erheblich höher (Sparkassen: etwa 66 Prozent, Genossenschaftsbanken: rund 55 Prozent).

Ausbildungsdauer

Rund 98 Prozent der Auszubildenden verkürzen ihre Ausbildungsdauer von regulär drei Jahren auf zwei oder zweieinhalb Jahre. Dieser Anteil ist seit Jahren auf einem gleichbleibend hohen Niveau. Die Regelausbildungsdauer von drei Jahren kommt im privaten Bankgewerbe kaum noch vor, ihr Anteil lag 2021 bei 1,8 Prozent und damit sogar noch leicht unter dem des Vorjahres (2,4 Prozent). Die deutliche Zunahme der zweieinhalbjährigen Ausbildung ist durch die Erschwernisse der Ausbildung und insbesondere des Berufsschulunterrichts durch die pandemischen Einschränkungen zu erklären. Der insgesamt hohe Anteil verkürzter Ausbildungen erklärt sich mit der hohen Quote an Abiturienten, für die eine Verkürzung der Ausbildung möglich ist.