Mitglieder­­versammlung 2022

Nachdem die AGV-Mitgliederversammlungen in den Jahren 2020 und 2021 pandemiebedingt rein virtuell stattgefunden hatten, war 2022 erstmals wieder eine Veranstaltung in Präsenz möglich. Am 17. November trafen sich Vertreter*innen der AGV-Mitgliedsunternehmen und Gäste im Haus der UBS Europe SE in Frankfurt/Main. Dabei standen ein Wechsel an der Verbandspitze und die Verabschiedung einer neuen Satzung im Mittelpunkt, weitere Programmpunkte waren eine hochrangige Podiumsdiskussion und die Ehrung der jahrgangsbesten Ausgebildeten. Als Vertreterin des gastgebenden Instituts begrüßte Dr. Denise Bauer-Weiler, Vorstandsmitglied der UBS Europe SE, die Gäste in den Räumen der Bank.

Wechsel im Vorsitz des AGV Banken

Nach den Regularien informierte die AGV-Vorsitzende Sabine Schmittroth (Commerzbank) darüber, dass sie zum Jahresende 2022 aus ihrem Unternehmen ausscheidet und deshalb mit Ablauf der Mitgliederversammlung den Vorsitz des Verbandes übergibt. Der Vorstand des AGV Banken habe in seiner vorangegangenen Sitzung Dr. Thomas A. Lange (National-Bank) zu ihrem Nachfolger gewählt und der Zuwahl von Dr. Manfred Knof (Commerzbank) in den AGV-Vorstand zugestimmt.

Dr. Thomas A. Lange dankte dem Vorstand des Verbands für sein Vertrauen. Gemeinsam sei es das Ziel, die Herausforderungen und Arbeitsbedingungen im privaten Bankgewerbe verantwortungsbewusst und partnerschaftlich mit den Gewerkschaften zu gestalten. Sein besonderer Dank galt Sabine Schmittroth. Als Vorsitzende habe sie inhaltlich starke Impulse gesetzt. Mit viel Empathie und großem Engagement habe sie die Modernisierung der Verbandsstrukturen entscheidend mitgestaltet und sich dabei nachhaltig bleibende Verdienste erworben.

Sabine Schmittroth betonte, sie übergebe den Verbands-Vorsitz mit großer Dankbarkeit. Der AGV habe in den zurückliegenden beiden Jahren eine schwierige Tarifrunde abgeschlossen und wichtige Veränderungen im Verband auf den Weg gebracht. Sie freue sich, dass in diesen wechselvollen Zeiten Dr. Thomas Lange den Vorsitz übernehme, der mit seiner Erfahrung für Stabilität und Verlässlichkeit stehe.

Satzungsänderung: erweiterter Vorstand, neue Tarifkommission

Zugleich beschloss die Mitgliederversammlung des AGV Banken eine Satzungsänderung. Sie sieht zum einen die Erweiterung des Vorstands von sieben auf neun Sitze vor, um die Mitgliederstruktur noch besser abbilden zu können. Die beiden zusätzlichen Vorstandsmandate übernehmen Dr. Denise Bauer-Weiler (Vorstandsmitglied der UBS Europe SE) und Reinhard Klein (Vorstandsvorsitzender der Bausparkasse Schwäbisch Hall AG). Ebenso beschloss die Mitgliederversammlung, die bislang informell zusammengesetzte Tarifkommission als neues Verbandsorgan festzuschreiben und zu erweitern, um die tarifpolitische Handlungsfähigkeit des Verbands zu stärken.

Damit setzte sich der Vorstand des AGV Banken ab dem 17. November 2022 wie folgt zusammen:

  • Dr. Thomas A. Lange, National-Bank AG (Vorsitzender)
  • Markus Bolder, M.M. Warburg & CO KGaA (stv. Vorsitzender)
  • Dr. Manfred Knof, Commerzbank AG (stv. Vorsitzender)
  • Dr. Denise Bauer-Weiler, UBS Europe SE
  • Dr. Michael Diederich, Unicredit Bank AG
  • Reinhard Klein, Bausparkasse Schwäbisch Hall AG
  • Dr. Ralph Müller, ING-Diba AG
  • Christian Sewing, Deutsche Bank AG
  • Dr. Michael Wiedmann, IKB Deutsche Industriebank AG

Die neu geschaffene Tarifkommission setzte sich wie folgt zusammen:

  • Dr. Thomas A. Lange, National-Bank AG (Verhandlungsführung)
  • Dr. Christoph Auerbach, Unicredit Bank AG
  • Dr. Denise Bauer-Weiler, UBS Europe SE
  • Markus Bolder, M.M. Warburg & CO KGaA
  • Dr. Alexander Böhne, AGV Banken
  • Gerrit Michael Böning, Deutsche Bank AG
  • Ulf Grimmke, AGV Banken
  • Dr. Michael Ilgner, Deutsche Bank AG
  • Dr. Lars Jungemann, Unicredit Bank AG
  • Reinhard Klein, Bausparkasse Schwäbisch Hall AG
  • Dr. Manfred Knof, Commerzbank AG
  • Monika Leardini-Wittig, National-Bank AG
  • Carsten Rogge-Strang, AGV Banken
  • Dr. Jens Thau, AGV Banken
  • Alexandra Warkus, Commerzbank AG
  • Martin Wehrle, M.M. Warburg & CO KGaA
  • Dr. Michael Wiedmann, IKB Deutsche Industriebank AG
  • Thorsten Ziemann, IKB Deutsche Industriebank AG

Bericht zur Tarif- und Sozialpolitik

In ihrem Bericht zur Tarif- und Sozialpolitik blickte die scheidende Vorsitzende Sabine Schmittroth zunächst auf die Tarifrunde 2021/22 und den Tarifabschluss vom 6. April 2022 zurück. Auch ein halbes Jahr nach Verhandlungsbeginn sei auch zum Jahreswechsel noch keine Einigung in Sicht gewesen, vieles habe für eine längere Denkpause gesprochen. Dann habe der russische Angriffskrieg auf die Ukraine das Umfeld für die laufenden Tarifverhandlungen gravierend verändert. Die Tarifparteien hätten vor der Frage gestanden, wie sich in solch unsicheren Zeiten tarifpolitisch Planungssicherheit herstellen lasse. Nach Vorgesprächen im März sei am 6. April schließlich die Einigung auf einen reinen Gehaltstarifabschluss gelungen.

Das Ergebnis mit zwei Erhöhungsstufen von insgesamt 5,0 Prozent und zwei Einmalzahlungen von insgesamt 1.000 Euro liege bei einer historisch langen Laufzeit von 35 Monaten am unteren Rand des Tarifgeschehens in Deutschland. Der Abschluss könne nicht die aktuell sehr hohe Inflation ausgleichen, erkenne aber die Leistung der Beschäftigten in schwierigen Zeiten an und mildere deutlich die Folgen der erhöhten Inflation insbesondere für die Beschäftigten in den unteren und mittleren Vergütungsgruppen, die von den Einmalzahlungen überproportional profitierten. Ein wichtiges Signal im Wettbewerb um qualifizierte Nachwuchskräfte sei die deutliche Anhebung der Ausbildungsvergütungen.

Über das tarifpolitische Geschehen hinaus berichtete Sabine Schmittroth über aktuelle arbeits- und sozialpolitische Handlungsfelder. Dazu gehörte die im Oktober beschlossene Inflationsausgleichs-Prämie (Möglichkeit, bis Jahresende 2024 Einmalzahlungen bis 3.000 Euro von Steuern und Sozialabgaben zu befreien). Hier habe sich der Verband dafür eingesetzt, auch noch ausstehende Einmalzahlungen aus bereits zuvor getätigten Tarifabschlüssen – also auch dem im privaten Bankgewerbe – einzubeziehen.

Darüber hinaus sei der AGV Banken eng in den Gesetzgebungsprozess zu mobiler Arbeit eingebunden und beteilige sich intensiv an der dafür geschaffenen „Politikwerkstatt“ des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS). Der Verband habe zuletzt außerdem wichtige Positionen der wissensbasierten Dienstleistungen auf hochrangigen Veranstaltungen und Kongressen vertreten. Auch im Rahmen des europäischen sozialen Dialogs im Bankgewerbe sei der Verband in einer Arbeitsgruppe vertreten, die beratend in die aktuellen Verhandlungen der Spitzenverbände zu Telearbeit und einem Recht auf Nichterreichbarkeit eingebunden sei.

Impuls Prof. Dr. Jutta Rump und Podiumsdiskussion

Den öffentlichen Teil der Mitgliederversammlung eröffnete Prof. Dr. Jutta Rump (Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen), eine der profiliertesten Wissenschaftlerinnen und Politikberaterinnen im Bereich Personalmanagement in Deutschland, mit einem Impuls zur Veränderung der Arbeitswelt. Prof. Rump, unterstrich, die Jahre der „ökonomischen Partymentalität“ seien vorbei, Wirtschaft und Gesellschaft stünden durch vielfältige Veränderungen vor neuen Aushandlungsprozessen. Insbesondere durch die demografische Entwicklung gebe es keinen Fachkräftemangel mehr, sondern einen Arbeitskräftemangel. Dagegen helfe nicht nur Zuwanderung, es gebe auch noch genügend nicht aktiviertes Arbeitszeitpotenzial, etwa bei den vielen Teilzeitkräften. Den Zuhörer*innen gab sie mit auf den Weg, „New work“ sei mehr als Kicker, Wasserspender und Obstkorb. Es brauche zusätzlich Vernetzung, Partizipation, Agilität und eine gute Balance zwischen verschiedenen Lebens- und Arbeitsbereichen.

Anschließend diskutierte sie mit den AGV-Vorstandsmitgliedern Sabine Schmittroth und Dr. Thomas A. Lange zum Thema „Paradigmenwechsel in der Arbeitswelt – Banken zwischen Fachkräftegewinnung und moderner Arbeitsgestaltung“. Auf dem Podium, moderiert von Anna Sleegers (Börsen-Zeitung), betonte Dr. Thomas A. Lange, Arbeitgeber müssten unter anderem stärker auf die Bedürfnisse jüngerer Mitarbeiter*innen eingehen und in der gesamten Belegschaft in hybriden Arbeitsformen bewusst Möglichkeiten zum informellen Austausch und zur Vernetzung bieten. Sabine Schmittroth warb für neue Denkansätze, etwa bei Lernformen und -inhalten, für neue Austauschformate wie Reverse Mentoring – und für eine zeitgemäße Interpretation des Begriffs „Purpose“ als Definition gemeinsamer Anliegen.

Ehrung der jahrgangsbesten Ausgebildeten

Zum Abschluss der Veranstaltung zeichnete der AGV Banken erneut die jahrgangsbesten Ausgebildeten aus:

  • Cedrick Rickwärtz (Oldenburgische Landesbank, Cloppenburg)
  • Philipp Watzlawski (Oldenburgische Landesbank, Osnabrück)
  • Torge Müller (Bausparkasse Schwäbisch Hall, Lübeck)
  • Igor Beller (Commerzbank, Ingolstadt)
  • Thomas Schmelz (Oldenburgische Landesbank, Bad Zwischenahn)

Mit der Würdigung unterstreicht der Verband die hohe Bedeutung der Ausbildung in der Branche. Die AGV-Vorsitzende Sabine Schmittroth betonte, die fünf Ausgezeichneten hätten hervorragende Leistungen gezeigt und seien ein Vorbild für die vielen guten Nachwuchskräfte im privaten Bankgewerbe. Die Banken bräuchten weiterhin hoch qualifizierte Nachwuchskräfte und böten jungen Menschen eine hervorragende Ausbildungsqualität, anspruchsvolle Tätigkeiten und gute Perspektiven – auch in Zeiten anhaltender Umbrüche.